Freitag, 15. Januar 2016

Frohes Neues

Kasai Rinkai Park
Ich hab mich jetzt schon wieder Ewigkeiten nicht gemeldet und fuehle mich doch leicht schuldig, aber ihr glaubt nicht, wie schnell die Zeit hier vergeht! Weihnachten war doch erst vorgestern, oder?
Neujahr war jedenfalls gestern und deswegen wuensche ich euch jetzt noch ein verspaetetes frohes neues Jahr! Ich hoffe, ihr habt es ordentlich gefeiert und seid gut rein gerutscht?
Riesenrad
Meer beim Kasai Rinkai Park
Ich hab das neue Jahr, ganz traditionell japanisch, an einem Schrein begonnen. Naja gut. Nicht an einem Schrein, aber vor einem. Yoko und ich beschlossen naemlich, zum Meiji-jinguu Schrein zu gehen, was in Shibuya der wohl groesste und beruehmteste Schrein ist. Dass natuerlich nicht nur wir auf diese Idee kamen, bewies sich, als wir halb Tokyo vor dem Schrein sahen. Wir ueberlegten kurz, ob wir uns wirklich anstellen wollten, waren nach 2 Minuten jedoch von der anderen haelfte Tokyos umzingelt, sodass uns gar nichts anderes ueberblieb.
Wir standen also an und verbrachten die ersten 2,5 Stunden des neuen Jahres damit, draussen im Kalten mit ganz Tokyo zu kuscheln. Der Langeweile beim Warten wurde jedoch durch eine riesige Leinwand entgegengewirkt, auf der man Fernseh gucken konnte. Dass mich das nicht mehr gewundert hat, ist nach 4 Monaten Tokyo wohl keine Ueberraschung.
Als wir endlich am Schrein ankamen, beteten Yoko und ich und wurden dann mit dem Strom nach draussen getrieben, wo wir an kleinen Geschaeften Essen und Trinken kauften. Anschliessend warteten wir weitere 2 Stunden in McDonalds auf den ersten Zug und fuhren dann nach Hause, wo ich dann vor Erschoepfung auch gleich in meinen Futon fiel und einschlief. (Natuerlich nach einer heissen Dusche)
Gegen 16 Uhr wachte ich dann wieder auf und ass, wieder ganz traditionell japanisch, Omochi. Der war wirklich ausgesprochen gut. Was keine Ueberraschung war, weil Mochi und Dango hier zu meinen Lieblingsspeisen gehoeren!
Mein Friseur und meine Coloristin
Am 2.1 traf ich mich dann wieder einmal mit Yuki und Shuhei und wir gingen zu einem Tempel, wo wir uns eine Zeremonie ansahen und anschliessend zum Kasai Rinkai Park fuhren, wo wir dass tolle Wetter genossen und Tennis spielten. Danach fuhren wir zu Yuki nach Hause und kochten mit Shuhei Curry, was wir dann gemeinsam assen, waehrend wir erzaehlten und etwas Fernsehen guckten. Das war wirklich ein wundervoller Tag!
Zum neuen Jahr hin goennte ich mir dann auch was, was ich mir schon seit einer gefuehlten Ewigkeit gewuenscht habe: Ich ging wieder zum Friseur. Doch diesmal, das kommt jetzt vielleicht aus dem Blauen, nicht nur, um mir eine vernuenftige Frisur schneiden zu lassen.
Richtig, ich faerbte mir die Haare und verbrachte gut 4,5 Stunden beim Friseur, die wirklich sehr unterhaltsam und unheimlich entspannend waren! Auch etwas teuer, aber dafuer hab ich ja gearbeitet
Jetzt bin ich jeden Tag blau und kann trotzdem ohne Bedenken Fahrrad fahren. ;)

Da das neue Jahr jetzt schon seit 15 Tagen laeuft, bedeutet das fuer mich, dass mir hier langsam die Zeit davon rennt. Das macht mich traurig, weil ich meine Freunde nicht zuruecklassen moechte und noch lange nicht alles gesehen und gemacht habe, was ich machen und sehen will. Doch besonders traurig macht mich, dass ich meine Sprachstudium hier fuer das Erste aufgeben muss, obwohl ich langsam das Gefuehl habe, jeden Tag Stueck fuer Stueck ein bisschen mehr zu verstehen. Seien es jetzt grammatikalische Strukturen, Kanjis oder einfach nur irgendwelche Zusammenhaenge, die mir am Anfang meiner Reise nicht einmal bewusst waren. Das stimmt mich wirklich sehr traurig.
Nichtsdestotrotz freue ich mich schon wieder sehr auf Deutschland, meine Familie, meine Freunde und natuerlich das Essen. Wobei ich hier jedoch sagen muss, dass ich die japanische Kueche unendlich vermissen werde und auch die Art und Weise, wie und was gegessen wird. Das wird mir unendlich fehlen und bestimmt nochmal ein, zwei Probleme bereiten. Aber ich denke, ich bringe ein Stueck Japan mit Nachhause, was mir die Sache etwas erleichtern wird.
Ich hoffe, ihr versteht, dass ich mich jetzt vor meinem Flug wahrscheinlich nicht mehr so oft und nicht mehr so regelmaessig melden werde. Ich geb mein Bestes, aber die Zeit fliegt...!

Viele liebe Gruesse und hoffentlich bis bald,
Max

Freitag, 25. Dezember 2015

Frohe Weihnachten

Ist mir ja jetzt schon fast peinlich, wieder zu schreiben. Nach all der Zeit, in der ich nichts gemacht habe! Naja zumindest hier nicht. Ich war natürlich fleißig und hab vieles erlebt! ;)
Unter anderem habe ich auch folgendes, leicht merkwürdiges aber weihnachtliches Erlebnis gehabt:

Vor ein paar Wochen schrieb mir jemand von EF Deutschland eine Email. Um ehrlich zu sein, wollte ich sie gleich löschen, ohne sie zu lesen, weil es normalerweise nur Werbung ist und eh nicht auf Tokyo zutrifft. Ich entschied mich dann jedoch dagegen und beschloss, sie zu lesen und ich bin froh, dass ich mich unentschieden habe!
In der Mail war nämlich nicht, wie vermutet, Werbung sondern eine Anfrage. Eine Anfrage, ob es okay sei, mich von dem Magazin Spiegel interviewen zu lassen bezüglich des Themas:
Wie verbringen Austauschschüler ihr Weihnachtsfest?
Das Ganze sollte dann online veröffentlicht werden.
Ich war natürlich super aufgeregt und hab gleich zugestimmt! Dass ausgerechnet ich gefragt wurde, hat mich wirklich leicht verwundert, aber auch enorm stolz gemacht! Wann bekommt man schon mal diese Gelegenheit?

Ein paar Tage später erhielt ich die Mail von der Redakteurin und mit ihr die Fragen, die ich schriftlich beantworten und samt Portraitaufnahme, auf der Kopf und Oberkörper zu sehen sein sollten, zurückschicken sollte. Gesagt, getan. Zu mindestens die Fragen. Das Foto überforderte mich leicht, weshalb ich fragte, ob ein Bild von meinem Gesicht reichen würde. Wer hat schon ein Portraitfoto im Ausland parat? Und ein Selfie zu schicken, schien mir doch recht unpassend zu sein. Es sollte schließlich für den Spiegel und nicht für die Bild sein.
Ich wartete also gespannt auf die Antwort ab. Und wartete, und wartete, und wartete... Doch es kam nichts zurück. Warum? Weiß ich nicht. Vielleicht war ich nicht interessant genug. Schließlich feiert man in Japan kein Weihnachten, was das ganze weihnachtliche Thema natürlich etwas einschränkt. Aber gut, darüber hätte man sich auch vorher informieren können, schätze ich.
Weil ich aber die Fragen gut fand und auch beantwortet habe, hab ich jetzt beschlossen, das einfach alles mit euch zu teilen. Euch interessiert das bestimmt eh mehr als die Leser vom Spiegel, die wahrscheinlich nicht so gut über Japan informiert sind, wie ihr jetzt ;)
Also viel Spaß beim Lesen und frohe Weihnachten euch allen!! :))

1. Wie alt bist du? Seit wann bist du in Japan? Wo bist du dort genau? Und in welcher Klasse bist du in Deutschland?

Ich bin Max und bin 19 Jahre alt.
Seit dem 14.09.15 bin ich in Japan, Tokyo im Gebiet Shibuya.
Ich hab dieses Jahr meinen Abschluss gemacht und möchte, nach meinem Aufenthalt in Japan, Psychologie studieren

2. Wie findest du die Vorstellung Weihnachten so weit weg von zu Hause zu feiern? Was sagt deine Familie? Werdet ihr Weihnachten skypen?

Die Vorstellung, Weihnachten so weit weg von zu Hause zu verbringen, fiel mir anfangs nicht schwer. Jetzt, kurz vor Weihnachten, vermisse ich es jedoch schon und würde gerne mit meiner Familie zusammensitzen und essen.
Meine Familie vermisst mich, unterstützt mich aber in jeder Hinsicht und sagt, solange ich glücklich und gesund sei, ginge es ihnen gut. Das beruhigt mich natürlich ungemein!
Weihnachten werden wir wahrscheinlich nicht Skypen, da die Zeitverschiebung alles etwas komplizierter macht. Außerdem muss ich an Weihnachten arbeiten und bin deshalb nicht vor 23 Uhr zu Hause.

3. Wie sieht der Advent in Japan aus? Wie muss man sich das vorstellen? Kannst du das ein bisschen beschreiben?

Da Japan kein christlich geprägtes Land ist, wird Weihnachten hier nicht so groß geschrieben wie bei uns in Deutschland. Hier ist es mehr ein Verkaufsschlager, der die Preise in die Höhe treibt. Es ist zwar alles wunderschön mit Lichterketten geschmückt und es gibt nachts immer kleine Lichtershows; die Restaurants haben spezielle Weihnachtskarten und Kaufhäuser sind weihnachtlich gestaltet, aber es ist nicht die gleiche Atmosphäre und Stimmung wie in Deutschland.
Die Menschen hier sind nicht hektischer als sonst und generell wird auch kaum über Weihnachten gesprochen. Man hat sich lediglich der westlichen Kultur angeglichen, ohne sie jedoch vollständig zu übernehmen. Was ich aber bei weitem nicht schlimm finde, da es auch seine Vorzüge hat.

4. Und Weihnachten? Wie feiert man das dort? Welche Bräuche und Traditionen gibt es?

Wie gesagt, feiert man Weihnachten hier nicht besonders. Es ist hier üblich, dass man an Weihnachten auswärts isst und das macht der Großteil der japanischen Bevölkerung bei KFC. Warum genau, konnte mir leider noch niemand beantworten. Vielleicht finde ich das aber auch noch raus!
Auch das Beschenken ist hier eher klein gehalten. Das erfolgt zu Neujahr, was hier wahrscheinlich der höchste Feiertag ist. Ein weiterer Grund, warum Weihnachten nicht so exzessiv gelebt wird wie bei uns zu Hause.

5. Feierst du mit deiner Gastfamilie? (Wer gehört alles zu der Familie? Kannst du ein bisschen was zu ihnen erzählen?)

Meine Gastfamilie besteht aus meiner Gastmutter, Yoko, und mir. Weil ich Weihnachten arbeiten bin, bleibt mir recht wenig Zeit dafür, mit meiner Gastfamilie zu feiern. Wir haben jedoch geplant, am Abend, wenn ich wieder zu Hause bin, deutsche Süßigkeiten, wie Lebkuchen oder Dominosteine, zu essen und Tee zu trinken. Darauf freue ich mich schon!

6. Hast du in den letzten Tagen und Wochen auch deutsche Weihnachtstraditionen in Japan gelebt? Haben deine Eltern oder Freunde dir zum Beispiel ein Packet mit Plätzchen, Lebkuchen etc. geschickt? ;-)

Ich arbeite momentan in einem deutschen Restaurant in Roppongi und kriege dort allerlei Weihnachtstraditionen mit. Zum Beispiel das Essen, was extra auf Weihnachten abgestimmt wurde (Wild, Rotkohl, Knödel, Würstchen mit Kartoffelsalat und Sauerkraut, Wachtel, Ente und viel mehr). Dort kommen auch des Öfteren mal deutsche Gäste, mit denen ich mich gut unterhalten und austauschen kann. So kriege ich doch noch recht viel von Weihnachten mit.
Das Beste von allem ist jedoch das Paket, was meine Familie mir geschickt hat. Darin waren viele deutsche Süßigkeiten wie die Dominosteine und Lebkuchen. Worüber ich mich jedoch am meisten gefreut habe, war der Weihnachtskalender, den meine Mama mir selbst gebastelt hat. Dort sind viele Kleinigkeiten drin, die mich an Deutschland erinnern und die Weihnachtszeit weihnachtlicher für mich gestalten.

7. Und wie wird es an Weihnachten aussehen? Werdet ihr typisch japanisch feiern?

Ich feiere mit meiner Gastmutter, in dem wir deutsche Süßigkeiten essen und Tee trinken.

8. Was vermisst du am meisten in Japan – bezogen auf die deutsche Vorweihnachtszeit?

Am meisten vermisse ich hier die Atmosphäre, die so typisch für Weihnachten ist. Das Überlegen, was man seinen besten Freunden und seiner Familie schenkt, an wen man Karten schreibt und wie man Weihnachten dieses Jahr verbringt. Außerdem vermisse ich die Konzerte, auf denen ich vor Weihnachten immer war und das gemeinsame musizieren mit meinen Freunden auf eben diesen Konzerten. Ich glaube, das sind die Sachen, die ich hier am meisten vermisse.

In diesem Sinne eine besinnliche Weihnachtszeit mit viel leckerem Essen, reichlich (Glüh-) Wein und natürlich Entspannung nach all den Anstrengungen! おつかれさま - Otsukaresama - Danke für die Bemühungen,
Max

Dienstag, 8. Dezember 2015

Goetter auf Erden

Jetzt arbeite ich schon seit knapp 2 Wochen und kann sagen, ich kriege langsam Routine. Das macht die Sachen etwas einfacher (ausser die Teller) und erleichtert mir das Arbeiten etwas.
Doch was genau mache ich ueberhaupt im Restaurant? Klar, ich bin Kellner und nehme damit Bestellungen auf und bringe das Essen und Trinken fuer alle Kunden.
Doch kann man das mit Deutschland vergleichen?
Wenn man es auf die grundlegenden Aufgaben reduziert, dann auf jeden Fall. Bestellung aufnehmen, Tisch decken, Essen und Trinken bringen und am Ende aufraeumen. Doch das ist bei Weitem nicht alles, was man als Kellner in Japan macht.
Bei uns in Deutschland pflegt man ja zu sagen; "Der Kunde ist Koenig.". Das ist natuerlich fuer alle Kunden sehr angenehm, manchmal fuer die Arbeitenden etwas anstrengend, aber generell logisch, verstaendlich und (meistens) nicht zu aufdringlich.
So einen "Leitspruch" gibt es natuerlich auch in Japan. Der ist unserem sogar sehr aehnlich, aber auch eben nur ahenlich. Hier lautet er naemlich ungefaehr: お客様 は 神 です。Heisst so viel wie: "Der Kunde ist Gott".
Dieser kleine Unterschied veraendert aber die ganze Bedeutung und beeinflusst damit nicht nur meinen Job sondern (logischerweise) auch die Art, wie ich als Kunde in einem Geschaeft behandelt werde. Ich will jedoch nicht zu sehr ausschweifen und reduziere mich jetzt lediglich auf meine Erfahrungen, die ich im Laufe der zwei Wochen lernen konnten. Dass das natuerlich noch kein langer Zeitraum ist, ist mir bewusst. Er hat jedoch ausgereicht, um mir die wesentlichen Unterschiede aufzuzeigen.
Meine Arbeit beginnt dort, wo sie am Tag zuvor aufgehoert hat: Mit dem Aufraeumen. Egal, wie sauber man etwas am Vortag aufgeraeumt oder geputzt hat, man ueberprueft und korrigiert es am Tag danach erneut. Man will ja nicht, dass der Gast auch nur einen Fussel auf seinr frisch gewaschenen Tischdecke findet.
Wurde jeder Platz kontrolliert und fuer perfekt (nicht gut, denn das Gute ist hier nie gut genug) befunden, werden die Tueren geoeffnet und die Gaeste koennen kommen.
Trifft ein Gast ein, wird er vom ganzen Personal begruesst und hoefflich nach seinem Wohlbefinden befragt und wie man dafuer sorgen koenne, dass es ihm besser ginge (Anmerkung: Der Gast befindet sich immer noch im Eingang). Nebenbei wird ihm der Mantel, die Jacke und/oder das Gepaeck abgenommen und anschliessend zu seinem Tisch geleitet. Dort erhaelt er sein お絞り - Oshibori. Das ist ein kleines, weisses, relativ heisses, feuchtes Handtuch, mit dem sich der Gast die Haende und das Gesicht waschen kann. Man koennte ja von draussen schmutzig geworden sein. Und ein bisschen Wellness stimmt jeden gluecklich.
Anschliessend wird im die Speise,- Wein- und Bierkarte ueberreicht. Erkennt man im Gesicht des Gastes auch nur den Anflug von Unsicherheit, steht man stets bereit, um ihm bei all seinen Anliegen zu helfen. Faellt die Auswahl fuer das Essen oder Trinken zu schwer, ist das auch gar kein Problem. Gerne uebernimmt man als Kellner die Aufgabe und waehlt fuer den Kunden das passende Essen aus. Wahrscheinlich war es mal so gedacht, dass man im Gespraech mit dem Kunden beraet, was ihm wohl am besten schmecken wuerde. Doch Japan hat sich weiterentwickelt und beschlossen, dem Kunden einfach alle Sorgen zu nehmen. Wer moechte seinen Gast schon mit der schweren Aufgabe belasten, eigenstaendig sein Essen auszuwaehlen? Qual der Wahl? Nicht in Japan!
Hat man das gemeistert, wird das Essen zubereitet und zum Kunden gebracht. Da das jedoch etwas dauern kann (15 Minuten maximal), behaelt man den Kunden immer im Auge und liest ihm gerne alle Wuensche von den Augen ab.
Ist das Essen fertig, wird es mit der Beigabe von gefuehlten 100 mal gesagten "Entschuldigung" serviert. Steht alles auf dem Tisch, wird dem Kunden guten Appetit gewuenscht. Dann laesst man ihn essen. Fuer's Erste.
Denn man behaelt alle Kunden immer im Auge und laesst keinen Wunsch unerfuellt.
Hat der Kunde fertig gespeist, wird abgerauemt und neu gedeckt, waehrend man sich erkundigt, ob das Essen geschmeckt hat und alles zum Rechten gewesen ist. Steht es einem dann nach etwas Suessem, wird, anstelle der Speisekarte, einfach jedes Desert einzeln an den Tisch getragen. Der Kunde soll schliesslich wissen, was er zu sich nimmt. Hat er dann die schwere Aufgabe der Wahl gemeistert, wird alles wieder in die Kueche getragen, zubereitet und nebenbei Kaffee, Tee oder Espresso serviert.
Ist der Kunde dann mit allen Speisen durch und auf das Vollste zufrieden, wagt man es, ihn wieder aus dem Restaurant zu lassen. Natuerlich, nachdem er bezahlt hat. Hierbei bedankt man sich natuerlich und verbeugt sich so oft im 90° Winkel, dass man wahrscheinlich mehr vom Boden als vom Kunden selbst sieht.
Man zieht ihm anschliessend Mantel oder Jacke an, oeffnet im die Tuer und traegt sein Gepaeck gerne bis vor die Haustuer. Dann folgen weitere Verbeugungen, bis sich der Kunde endgueltig entfernt hat. Dann rauemt man alles auf, macht sauber und deckt alles neu ein.

Das ist, grob beschrieben, genau das, was ich 3-4 mal die Woche mache. Klingt anstrengend und ungewoehnt? Auf jeden Fall! Aber nichtsdestotrotz macht es mir super viel Spass und ich geniesse die Momente, in denen ich mich mit den Kunden unterhalten kann. Gestern ist sogar etwas so ungewoehnliches passiert, dass alle Angestellten im Restaurant gestaunt haben:
Ich habe von einem Japaner 500 Yen Trinkgeld bekommen!
Klingt vielleicht nicht aufregend oder besonders, aber man muss wissen, dass es in Japan nicht ueblich ist, dass man Trinkgeld gibt. Trinkgeld, so wie wir es aus Deutschland kennen, existiert hier nicht.
Deshalb war es nicht nur fuer mich, sondern auch fuer alle anderen sehr erstaunlich!
Japaner sind halt immer fuer eine Uberraschung gut!
Ich mach mich jetzt auf zur Arbeit und freue mich schon auf die Leute, die kommen werden!

Bis bald,
Max

Dienstag, 1. Dezember 2015

Zum Einhorn

Dass es in Tokyo so ziemlich alles gibt, hab ich euch ja schon mal erzählt. Aber Einhörner...?
...gibt's hier auch nicht. Jedenfalls nicht in dem Sinne!
Warum ich überhaupt über Einhörner rede? Deswegen:

"Zum Einhorn" ist ein deutsches Gourmet Restaurant in Tokyo, Roppongi. Das ist der Bezirk, in dem fast alle Botschaften vertreten sind, man unendlich viel japanisch sprechende Ausländer triff, die hier arbeiten, und in dem generell viel Geld liegt.
Das Restaurant bietet, neben vielen köstlichen deutschen Speisen, die stets der Jahreszeit angepasst werden, auch noch etwas für mich viel interessanteres: Jobs.
Wie auf der Website ausgeschrieben ist, suchen sie dort nach Teilzeitarbeitern. Als ich das las, kam mir eine Schnapsidee:
"Hey, du könntest doch arbeiten gehen."
Irgendwie hab ich mich dann an diesem Gedanken festgebissen und hab kurzentschlossen meinen Lebenslauf (auf englisch und deutsch) ausgedruckt und bin nach der Schule nach Roppongi gefahren. Dort ging ich, ohne auch nur eine Sekunde länger darüber nachzudenken, direkt "Zum Einhorn" und erkundigte mich nach dem Job.
Der Manager fackelte auch nicht lange und lud mich auf ein Interview ein. Das war, interessanterweise, auf deutsch. Ich war leicht verwirrt, als mich der Manager, Japaner wohlgemerkt, auf deutsch befragte, konnte jedoch ohne weiteres Zögern antworten. Deutsche Vorbereitung (den Ausdruck lernte ich dort zu schätzen) zu Dank, hatte ich meinen Lebenslauf dabei und konnte auftrumpfen und begeistern.
Und ehe ich es mich versah, probierte ich meine Uniform an, bekam meine ersten Arbeitsterminie und saß wieder überglücklich im Zug nach Hause.
Die Sache ging so schnell von der Bühne, dass ich erst nach dem 2. Arbeitstag merkte, dass ich jetzt einen Job habe.
Jetzt arbeite ich 3 bis 4 mal die Woche in einem deutschen Gourmet Restaurant im Viertel der Reichen und Schönen als Kellnern mit einem Stundenlohn, der dem in Deutschland ähnelt.
Was das Beste daran ist? Ich kriege nicht nur Stundenlohn, nein. Ich kriege weiterhin meine Transportkosten bezahlt und jedes Mal eine warme Mahlzeit! Und ihr könnt euch nicht vorstellen, wie gut es sich anfühlt, nach 3 Monaten wieder heimisches Essen zu essen!
Nun habe ich also meinen ersten Job überhaupt, arbeite hart, verbessere meine japanisch Kenntnisse und kann trotzdem alles mit Deutschland verknüpfen. Was Besseres könnte ich mir nicht vorstellen! Wenn also jemand von euch in Tokyo sein sollte, Lust auf deutsches Essen hat und von mir höchst persönlich bedient werden möchte, schaut vorbei! Ich würde mich mehr als freuen!

Viele liebe Grüße und guten Hunger,
Max

PS: Updates folgen!

Sonntag, 22. November 2015

Internet Cafe

Okay Yoko und ich sind jetzt in einem Internetcafe in Kyoto und ich kann nur sagen, bisher ist umwerfend! Ich hab eine Flat gebucht und habe ein PC, ein Fernsehr, Kopfhoerer und allerlei Zeug! Mit der gebuchten Flat kommen ausserdem kostenlose Softdrinks, Mangas, Zeitschriften und Videos! Das ist einfach nur unheimlich grossartig!
Allerdings ist es hier drin sehr warm und ich weiss noch nicht, ob ich schlafen kann. Aber bei all dem Gelaufe von heute sollte das nicht so schwer sein ;)
Hier kann man sich ausserdem fuer \100 ein Handtuch leihen und duschen. Man muss jedoch etwas warten. Aber gut, damit hab ich gerade nicht das Problem, da ich das hier alles immer noch unheimlich aufregend finde!Das Einzige, was mich etwas verwirrt, ist, dass ich noch keine Steckdose gefunden habe. Dabei braeuchte ich dringend eine... Naja das regelt sich auch noch.
Ich geh jetzt noch ein bisschen weiter auf Entdeckungsreise und berichte spaeter,
Max
Kostenlose Softdrinks
Ein Haufen Mangas
Mein "Raum"

Inari und 1001 Buddahs

Uff...! Wir sind gut angekommen und auch gleich durchgestartet. Zu erst fuhren wir zum Fushimi-Inari-Taisha Schrein. Meinem Traumziel! Es war einfach nur beeindruckend. Besonders deswegen, weil wir früh genug kamen und so noch nicht all zu viele Leute da waren und die Sonne langsam aufging. Die Szene und Atmosphäre war atemberaubend und genau so, wie ich es mir immer gewünscht hatte! Ich hab unendlich viele Fotos geschossen, die ich später in der Schule hochlade :)
Dann waren wir im Sanjusangendo Tempel und haben die 1001 Buddha Statuen betrachtet, was unheimlich interessant und sagenhaft war! Leider durfte man im ganzen Tempel keine Fotos schießen...
Gerade waren wir Mittagbrot essen und gleich geht's dann weiter!
Wünscht mir, meinem Rücken und Beinen Durchhaltevermögen, es geht nur bergauf (was im übertragenen Sinne ja keinsten Falls schlecht ist ;) )
Bis gleich,
Max



Yoko und ich

Mein Matcha-Eis und ich

Samstag, 21. November 2015

Nachtbus

Yoko und ich sitzen jetzt im Bus und ich bin beeindruckt! Ich bin schon sehr viel Bus gefahren, auch zu weiter entfernten Zielen, weshalb ich etwas an Busreisen gewöhnt bin und ich kann sagen, dass ist bei Weitem der bequemste Bus, in dem ich je gefahren bin!
Die Sitze sind bequem, haben Vorhänge (!) und ich hab Beinfreiheit ohne Ende! Und das weiß ich zu schätzen (gerade als Europäer in Japan). Außerdem gibt es Decken und noch viele andere kleine Features. Ich glaube, ich kann hier wirklich drin schlafen.
Bis in ca 8 Stunden,
Max
Im Bus

Der Bus von aussen
Kyotos Bahnhof

Ich packe meinen Koffer

...und nehme mit: meine Kamera, mein Reiseführer, Yoko und mich.
Wo es hingeht? In die wundervolle Stadt Kyoto! Für wie lange? Von Samstag bis Montag Abend! Und treffender Weise habe ich Montag frei (dank eines nationalen Feiertages)!
Yoko und ich machen uns also morgen Abend mit dem Nachtbus auf nach Kyoto und werden dort ein paar schöne Tage verbringen, in denen wir uns die Schönheit des japanischen Herbstes anschauen wollen. Zu dieser Jahreszeit ist in Kyoto Hochsaison, da die Blätter momentan in allen Farben leuchten und der Landschaft ein ganz besonderes, atemberaubendes Etwas geben. Das heißt allerdings auch, dass alle Hotels ausgebucht sind und dazu führen wird, dass Yoko und ich höchstwahrscheinlich in einem Internet-Café schlafen werden. Über dieses spezielle Abenteuer berichte ich jedoch erst dann, wenn ich es erlebt habe. ;)
Da ich in den wenigen Tagen logischerweise weder viel Zeit, noch viel Lademöglichkeiten für mein Handy habe, habe ich beschlossen, euch für diesen Trip keinen langen Bericht zu schreiben, sondern immer kurze Updates zu verfassen. Seien es Bilder oder kurze Texte über das, was wir gerade erleben. Am Ende schreibe ich vielleicht nochmal ein Resume, um alles etwas zu ordnen und zu komprimieren.
Doch jetzt lege ich mich erstmal auf meinen Futon und tanke Energie für die nächsten aufregenden Tage!
Bis höchstwahrscheinlich morgen,
Max

Dienstag, 10. November 2015

Spa mal anders

Da ich mittlerweile ja schon seit knapp 2 Monaten in Japan bin, wurde es langsam aber sicher Zeit fuer einen Termin beim Friseur. Das bereitet mir etwas Bauchschmerzen, da ich mich noch nicht in der Lage fuehlte, einem Friseur zu erklaeren, welche Haarschnitt ich gerne haette und generell nicht wusste, welche Besonderheiten bei japanischen Friseuren auf mich warteten.
Deshalb schob ich das Ganze etwas auf, in der Hoffnung, meine Haare wuerden einfach von selber wieder zu der Laenge zurueckwachsen, in der ich sie gerne haette.
Dass das jedoch nicht geschah, ist wahrscheinlich keine Ueberraschung...
Also musste ich mich dem Ganzen wohl oder uebel stellen und beschloss, ein bisschen zu recherchieren. Ich guckte also im Internet nach Friseuren mit guten Kritiken und vor allem mit dem Kriterium: "English speaking".
Und tatsaechlich stiess ich auf zahlreiche Friseure, die englisch sprechen konnten und hatte nun also die Qual der Wahl.
Letztlich entschied ich mich dann fuer einen relativ bekannten Salon (Toni & Guy), mit vergleichbar niedrigen Preisen und guten Kritiken. (*)
Ich fuhr als nach der Schule nach Yokohama (ungefaehr eine 3/4 Stunde), um mir einen Termin geben zu lassen. Die Fahrt nach Yokohama war wunderschoen, da sich allmaechlich die Landschaft aenderte und alles etwas ruhiger, gruener und die Gebaeude niedriger wurden. Das Wetter spielte super mit und die Sonne schien, als gaebe es kein Morgen. Dementsprechend warm war es dann auch und ich brauchte nicht mal eine Jacke.
Ich genoss also die Aussicht vom Zug aus und den Weg vom Bahnhof zum Friseur. Dabei verliebte ich mich in Yokohama, da es wirklich komplett unterschiedlich zu Shibuya oder Edogawa ist und die Atmosphaere einfach auf eine ganz besondere Art und Weise ruhiger und entspannter ist.
Zu meinem Erstaunen war der Salon in einem riesigen Einkaufscenter untergebracht, was wirklich vielversprechend aussah. Ich beschloss, nachdem ich mir einen Termin hatte geben lassen, mir dort alles anzugucken und betrat den Salon, wo ich bereits freundlich empfangen wurde.
So gleich wurde ich auch nach meiner Tasche gefragt, die fuer mich sicher verstaut wurde und ich wurde zu einem Sessel mit Tisch gefuehrt, an dem ich eine Art Formblatt ausfuellen sollte. Bevor ich mir das jedoch alles durchlesen konnte, kam bereits ein freundlich laechelnder Friseur auf mich zu, begruesste mich, hiess mich Willkommen und fragte mich dann auf englisch, wie ich meinen Haarschnitt denn gerne haette. Moment. Haarschnitt? Ich hatte doch nicht mal einen Termin...
Leicht verwirrt erklaerte ich dem Friseur, was ich gerne haette und er stimmte nur begeistert zu und wies mich an, das Formblatt auszufuellen und dann koenne es sofort losgehen.
Ich war leicht verwirrt und so positiv ueberrascht, dass ich einfach das Formblatt ausfuellte (was sich spaeter als Kundenkarte entpuppte). Das gab ich dann an die fruendliche Dame, die mich empfangen hatte und ein anderer Friseur legte mir eine Art Bademantel an und fuehrte mich dann zum Haarewaschen.
Ich setzte mich also und er begann, die Wassertemperatur einzustellen. Nachdem er meinte, die richtige Temperatur gefunden zu haben (was ihn wirklich viel Zeit kostete. Das war eine Wissenschaft fuer sich..!), liess er es mich wissen und hielt mir probehalbe seine nasse Hand an meinen Nacken, sodass ich fuer mich selbst entscheiden konnte, ob die Temperatur angemessen sei oder nicht. Ich war zufrieden und stimmte freudig zu.
Und dann begann einer meiner entspanntesten und schoensten Momente meines bisherigen Lebens.
Er begann, mein Haar nass zu machen und zu waschen und selbst das war unheimlich schoen. Das Shampoo roch unendlich gut. An sich waere ich ja schon damit zufrieden gewesen und hatte eigentlich auch nicht mehr erwartet, aber dann kam etwas, mit was ich ganz und gar nicht gerechnet hatte.
Und zwar ist es in Japan wohl ueblich, nach dem Waschen eine Kopfmassage zu geben.
Er massierte also meinen Kopf und ich kann gar nicht beschreiben, wie gut sich das angefuehlt hat. Das war wie 2 Wochen all inclusive Urlaub in der Karibik am Strand. Ich haette vor Freude weinen koennen!
Leider hoerte er auch irgendwann wieder auf, trocknete mein Haar und fuehrte mich dann zum eigentlichen Grund, weshalb ich gekommen bin: Dem Haare schneiden.
Dort wartete auch schon mein Friseur auf mich. Er legte sich dann meine Haare zurecht und versicherte sich nochmal, ob er mich richtig verstanden hatte. Ich bestaetigte.
Wir unterhielten uns gut und er nannte mir seine Lieblingsort in Tokyo, die ich wahrscheinlich auch mal besichtigen werde, da diese wirklich vielversprechend klangen.
Waehrenddessen schnitt er natuerlich auch meine Haare und ich hatte das Gefuehl, er wuerde jedes Haar einzeln auf die exakte Laenge schneiden, die ich ihm vorher beschrieben hatte. Das war leicht verwunderlich, aber sehr sehr angenehm, da ich von dem Schnitt fast nichts mitbekam und nur sah, wie allmaehlich meine Haare, die vorher noch auf meinem Kopf waren, auf den Boden fielen.
Nach dem Schnitt durfte ich dann nochmal in den Genuss der Massage kommen, da meine Haare erneut gewaschen wurden. (Das nenne ich Service! Koennten wir in Deutschland auch gerne einfuehren ;) )
Anschliessend stylte er meine Haare und zeigte mir das Ergebnis. Und ich kann nur sagen, dass ich zu 100% damit zufrieden bin und definitiv nochmal hingehen werden. Alleine schon wegen der Haarwaesche... :)
Insgesamt habe ich dann ¥5000 (umgerechnet 35€) bezahlt und das ist, verglichen mit den anderen Friseuren und dem Service, unheimlich guenstig!
Alles in Allem bin ich rund um zufrieden. Wie zufrieden? Offensichtlich genug, um darueber einen ganzen Blogeintrag zu schreiben. (Ich haette nicht gedacht, dass der so lang wird. Aber das konnte und wollte ich euch einfach nicht vorenthalten!)

Liebe Gruesse und bis demnaechst,

Max



PS:

(*) Fuer alle, denen es genau so geht wie mir und unbedingt einen Haarschnitt in Tokyo brauchen/wollen, des Japanischen aber nicht maechtig sind, hier mal meine Favoriten, die bei mir in der engeren Auswahl standen:
1) Toni & Guy
2) Gold Salon Tokyo
3) Liebevoll Hair Design (dieser Friseur spricht sogar deutsch!)